Marlene Streeruwitz

Freiberufliche Autorin und Regisseurin

Ihr Bezug zu Baden:

geboren 28.6.1950 in Baden

„weil Feminismus die Demokratie demokratisch macht.“

Position

Marlene Streeruwitz steht in der Reihe der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen der Gegenwartsliteratur. Ihr umfangreiches Werk besteht aus Hörspielen, Dramen, Romanen, Novellen, Essays und theoretischen Schriften.

Ohne Zweifel ist Marlene Streeruwitz als feministisch orientierte Künstlerin zu bezeichnen.

Konsequent erzählt sie ihre Geschichten aus Frauensicht. Schonungslos werden in  ihren Texten Egoismus, Verlogenheit, Käuflichkeit, Machtmissbrauch und Gewalt zum Thema gemacht. Stets werden Rollen und Klischees hinterfragt, Missstände und Irrtümer unserer Gesellschaft entlarvt und angeprangert. So mischt sich Marlene Streeruwitz auch in tagesaktuelle Diskussionen ein und verbindet Poetisches stets mit Politischem.

Biografie und Werk

In Baden geboren und aufgewachsen studierte die vielseitige Künstlerin, Roman-, Hörspiel- und Theaterautorin und Regisseurin zunächst Jus, Slawistik und Kunstgeschichte.

Ab dem Jahr 1986 wurde sie durch ihr literarisches Werk bekannt, zunächst im Bereich der Hörspielkunst. So wurde „kaiserklamm.Und.Kirchenwirt“ 1989 zum großen Erfolg.

Nach den Uraufführungen von „Sloane Square“ und „Waikiki Beach“ am Kölner Schauspielhaus erhielt Marlene Streeruwitz 1992 den Titel „Nachwuchsautorin des Jahres“, der durch die Zeitschrift „Theater heute“ verliehen wird. Es folgten in den 90er Jahren weitere künstlerische Arbeiten als Autorin und Regisseurin, unter anderem am Schauspielhaus Wien.

1996 erschien der erste Roman „Verführungen“, der mit dem Mara Cassens Preis ausgezeichnet wurde. (In der für sie typischen, schmucklosen, stakkatoartigen Sprache erzählt sie darin die Geschichte einer allein erziehenden 30-jährigen Frau, die sich mit wechselndem Erfolg durch den Alltag kämpft.)

Als neuere Romane nennen wir stellvertretend für das Gesamtwerk einige Beispiele:

  • Das wird mir alles nicht passieren… Wie bleibe ich FeministIn, 2010
  • Roman, 2010
  • Die Schmerzmacherin. Roman, 2011
  • Roman, 2014
  • Nelia Fehn: Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland, 2014

Marlene Streeruwitz erhielt in all ihren Schaffensperioden renommierte Auszeichnungen für ihr Werk. Eine Auswahl davon sei hier aufgezählt:

  • Tübinger Poetik-Dozentur, 1996
  • Mara-Cassens-Preis, 1997
  • Österreichischer Würdigungspreis für Literatur, 1999
  • Hermann-Hesse-Preis, 2001
  • Literaturpreis der Stadt Wien, 2001
  • Walter-Hasenclever-Literaturpreis, 2002
  • Peter-Rosegger-Preis, 2008
  • Droste-Preis, 2009
  • Shortlist für den Deutschen Buchpreis (Roman „Die Schmerzmacherin“), 2011
  • Bremer Literaturpreis, 2012
  • Niederösterreichischer Kulturpreis, 2012
  • Franz Nabl Preis (Literaturpreis der Stadt Graz), 2015

Marlene Streeruwitz lebt heute in Wien, London und New York.

International gegenwärtig ist sie durch ihre äußerst interessante Homepage, auf der – stets aktuell – eine Vielzahl von Texten und Gedanken der Autorin nachzulesen oder auf Videos zu erleben sind.

Aktuell zum Thema Frauen:

Die elfteilige Videoreihe „Frag Marlene. Feministische Gebrauchsanleitungen.“

für Marlene Streeruwitz

Krieg schreibt sie,
(endlich schreibt eine) Krieg:

Krieg, du bist: Bilder:
die sorgfältig konstruierte Maschine

der Gewalt. Du betriffst uns:
unmittelbar. Fängst uns

in den Rastern
der Manipulation:

zu rühren: alles aus
dem Wege fegst du

(im Sinne des Konsens
von Opfer und Täter) Du machst
Atomwaffen und

Angst. Und die macht uns:
unlogisch: das

ist deine Macht.
Du bist

die gewaltvolle Besetzung
all unserer Lebenswirklichkeiten:

Kein Ein. Kein Aus.
Ein endloses

Enter. Die Reproduktion
von Sinn. Eine Konstruktion

als Gegenteil
Von Ethos. Von Demokratie. Eine

Institution bist. Des Rassistischen.
Wem du dienst?

Den Eliten. Wie das Patriachat
sich einschreibt: Bist du

Reproduktionsmittel
und Missbrauch aller. Die Ausbeutung

einer Philosophie
der Verstellung. Die Welt

deine Bühne. Performance
aus Schlagzeilen. Schaffst

einen Rahmen. Bist
im Handel mit Leben

und Tod (it´s all
a game for the ones

in power game:)

over. Von Anfang an
ein geschrieben: Rück

Koppelungs Schleife & Rückfall
in die archaischen

Vorstellungen
der Macht. Du kennst

keine Liebe, keine Demut.
Bist eine Erzählung

ohne Leerstellen, da
wo Eliten Gott

spielen behauptest du
die Eroberung irgendeines

Paradises: Krieg.
Krieg: du bist

eine künstliche
Psychose, ein Sprechen

mit dem Anspruch
des Allwissens: Krieg.

Nie bist du Freiheit. Gewalt
& Unterhaltung deine

Narrationen. Krieg: A
performing Act:

da Form
über Zensur

die Inhalte manipuliert:
nie Ausblick. Bloss

Behauptung
des Erhabenen (not

funny sagen die)
bist Handel

als Grammatik
der Mächtigen, das Gegenteil von

Leben. Ersetzt du
Vernunft

durch Gefühle (not funny!)
besiegt

sind alle. Ohne Frieden.
In dir:

Krieg.

(Sophie Reyer)

von Doris Bernhuber, Sophie Reyer

Quellen: